Zwischen gedämpften Tönen und Acrylschichten

Ein Besuch bei Cevin Parker

Es ist einer dieser Orte, die schon beim bloßen Betreten Kreativität ausstrahlen. Ob an den Wänden oder in Regalen – an maßgefertigten Keilrahmen mangelt es im Studio des Berliner Künstlers Cevin Parker kaum. Benutzte Pinsel und frisch eingetrocknete Farbspritzer auf dem Boden zeugen vom letzten Werk. Er verwendet sanfte, gedämpfte Töne und Acrylschichten, um die Rezipienten in seine ganz eigene Welt zu entführen.

Die Hintergrundtextur seiner mittlerweile ikonischen Kunst, wird durch geschichtete Sprühfarbe aufgebaut, ausdrucksstarke Acrylfarbprägungen spiegeln verschiedene Emotionen Parkers wider. Neben der nächsten Vernissage, verschickt er limitierte Prints und lässt seine Community regelmäßig am Entstehen seiner Werke teilhaben. 

Lieber Cevin, was inspiriert dich?

Die grundlegende Inspiration ist für mich das Träumen. Wir träumen immer in Farbe. Farbe kann immer positiv und negativ gedeutet werden. Rot steht für Liebe, aber auch für den Tod. Weiß steht einerseits für Naivität, aber auch für Reinheit. Das heißt, man hat immer einen positiven und negativen Aspekt. Und so setzt sich auch meine Farbwahl und Bilder zusammen. Man hat immer einen kräftigen Ton mit einem leichten Ton, denn die Grundlage von allem ist das Positive im Negativen bei mir. Das bedeutet, dass man erst etwas Schlechtes erlebt haben muss, um positiv weitermachen zu können. Mein Mantra ist: Du brauchst das Negative, um überhaupt zu wissen, was positiv ist.

 

Wie läuft dein kreativer Prozess ab?

Bei mir ist es so, dass der kreative Prozess immer sehr chaotisch ist. Heraus

kommt dann allerdings etwas Beruhigendes. Bei meinem Schaffensprozess mit Acrylfarbe lasse ich etwas raus, etwas das mich belastet. Die Acrylfarbe ist noch feucht, wenn ich das Atelier verlasse. Dann komme ich zwei, drei Tage später wieder in mein Atelier, wenn die Farbe getrocknet ist. Und diese Emotion, dieses Erlebnis, dieser Moment kann mich nicht mehr angreifen. Deswegen, glaube ich, wirkt es hinten heraus beruhigender. Gerade in Kombination mit dem Hintergrund, der sehr weich ist und der, wenn man rein den Hintergrund betrachtet, dich in eine Art Unendlichkeit zieht. Die Acrylfarben auf dem Bild hingegen geben dir etwas, worauf du dich auf dem Bild fokussieren und wonach du greifen kannst. Und auch der doppelte weiße Rand bietet Stabilität- Das heißt in meinen Bildern kannst du dich verlieren, aber hast trotzdem Festigkeit. Das heißt, man kann aufhören nachzudenken und sich einfach in den Bildern fallen lassen.

Gab es für dich einen Moment in deinem Leben, der eine neue Zeitrechnung, eine neue ERA, eingeleitet hat?

Es gab auf jeden Fall diesen einen speziellen Moment, der für mich eine neue ERA, eingeleitet hat. Das war als ich den Schritt gewagt habe, Künstler zu werden und ins kalte Wasser zu springen. Ohne zu wissen, was passiert. Ich war in einer leichten Depression, wusste nicht, wohin mit meinem Leben. Ich hatte Leinwände zu Hause, wollte einfach nur den Schmerz rauslassen und habe angefangen auf irgendwelchen Leinwänden rum zu sprühen. Nach ein paar Tagen wurde ersichtlich, dass es eine bunte Wolke auf der Leinwand war, die runterläuft. Für mich war es das sinnbildliche Erwachen, dass man etwas Negatives erleben muss, um etwas Positives zu haben. Wir mögen den Regen zwar oft nicht, brauchen ihn aber, damit Bäume wachsen und wir atmen können.

Das war für mich der Wendepunkt. Ich wollte nie Künstler werden. Ich habe nie gedacht, ich mache jetzt Kunst und verdiene Geld damit. Das war nie mein Gedanke. Und ich glaube, das ist es, warum ich immer noch Kunst mache und machen darf. Weil ich es nicht aus einem bestimmten Grund. Und der Grund bin ich selbst. Meine Kunst ist meine Therapie. Es ist eine Art Selbstversuch, immer näher an mich selbst ranzukommen. Das Aufregende ist, dass ich bis heute nicht weiß, was passiert. Morgen kann alles vorbei sein. Oder übermorgen. Ich glaube, diese Leichtigkeit und dieses Leben im Hier und Jetzt, freier zu sein, zeichnet diese neue ERA für mich aus.

 

Welche Rolle spielt der Kaffee in deinem Leben?

Eine sehr große. Ich bin eigentlich kein Frühaufsteher, aber morgens den Kaffee für mich und meine Frau zu machen ist eine richtige Zeremonie. Ich bin nämlich für den Kaffee zu Hause zuständig. Das heißt bevor meine Frau wach wird, mahle ich die Bohne und mache ich ihr den Kaffee. Neben dem Effekt des Wachwerdens bedeutet Kaffeeaufbrühen und -trinken vor allem Zeit für mich, Ruhe vor dem Sturm.

Was verbindest du mit Kaffee?

Natürlich guten Geschmack. Aber auch Ruhe. Einfach mal eine Auszeit nehmen vom stressigen Alltag und vom Job. Ich nehme meine Tasse, setz mich hin und entspanne. Das klingt etwas nach Klischee, aber Kaffee bedeutet für mich  alles einfach kurz mal sein zulassen.

Welchen Kaffee trinkst du momentan am liebsten?

Ich trinke am liebsten den ERA Single Original Finca un Regalo de Dios aus Nicaragua. Er stammt von der gleichnamigen Farm, die übersetzt „Ein Geschenk Gottes“ bedeutet. Dieser Farm wurde mehrfach mit dem Cup of Excellence ausgezeichnet. Was mir besonders gut gefällt: Genauso wie in der Kunst, wo man immer mehrere Farbnuancen hat, hat dieser Kaffee verschiedene fruchtige Geschmacksnoten, die wunderbar miteinander harmonieren –  Erdbeere, Himbeere und Salbei. Und die schmeckt man besonders gut raus durch die hell gewählte Röstung.